Thakhek und der Loop




01.03.18

Zugegeben, so ganz gehe ich nicht in der laotischen Kultur auf, mit ihrer sehr entspannten, langsamen und nicht immer entgegen kommenden Art (Sonderwünsche oder schlicht etwas auf das Verkäufer keine Lust haben, wird entweder übergangen oder ganz direkt verneint. Wobei ich auch schon viel Gastfreundschaft hier erfahren habe! Generell ist das Pflichtbewusstsein und der Servicegedanke hier aber noch nicht angekommen.) Aber auf einem Roller zu sitzen und durch die Landschaft zu cruisen ist jedes Mal etwas Schönes und ich fühle mich, als ob ich immer tiefer in das Land und die Leute eintauche, je weiter ich von den allzu vielbefahrenen Touristenpfaden fort komme. Es fühlt sich befreiend und losgelöst an. Speziell, wenn Lotti hinter mir sitzt und lauthals singt. Und uns eine Herde Ziegen entgegen kommt. Oder eine Kuh mitten auf der Straße entlang trabt.
Aber der Reihe nach. Wir sind mittlerweile in Thakhek, ziemlich in der Mitte von Laos, wenn man die Nord-Süd-Achse betrachtet und an der Grenze zu Thailand, also westlich, ganz Laos ist hier nur ca. 100km breit.
Unser von "Mad Monkey" ausgeliehener Roller, ein süßer kleiner 125cc Yamaha Qbix mit der Startnummer 1, ist top in Schuss, ich konnte bis auf einen Minikratzer keine Mängel an diesem Roller finden. Das Ding ist wie neu, super in Stand gehalten nach 80000km (absolut erwähnenswert in Asien!). Das passiert, wenn Deutsche eine Vermietung in Laos aufmachen...

Mit diesem Geschoss begeben wir uns nun auf die bildschöne Rundstrecke von Thakhek zur Kong Lor Höhle, eine der Hauptattraktionen in Laos Mitte und Laos überhaupt, und wieder zurück nach Thakhek.


Die einzige Schramme, die ich finden konnte...

Unser Yamaha Qbix

Am ersten Tag machen wir einen Abstecher zu einer kleineren, auf dem Weg gelegenen Höhle, Xieng Liap. Man kann zu dieser Jahreszeit durch das Dunkel der Höhle hindurch klettern und waten (Stirnlampe oder andere Lichtquelle vorausgesetzt), um dann nach ca. 50m vor/in einer anderen riesigen Öffnung zu stehen, mit Blick auf eine wunderschöne Hügellandschaft außerhalb, die von der Öffnung eingerahmt wird. Geht man weiter, führt einen der Weg durch wieder eine andere Öffnung zurück zum Startpunkt. Wunderschön, nicht überlaufen (eigentlich ziemlich menschenleer, um genau zu sein...) und sehr atmosphärisch.
Die weitere Strecke führt danach durch steil aufragende, dramatisch wirkende Felsformationen, mal schwarz, mal rot-schwarz, mal überwuchert. Während wir mit unserem kleinen Roller zwischen den riesigen Felsen entlang fahren, versteckt sich die Sonne meist hinter Wolken oder einem Dunstschleier, der sich aber nach und nach hebt und uns dann mit Vitamin D volltankt.
In unserer Unterkunft kommt beim Abendessen ein Mädel im Gästehaus an, hinkend, mit einer handflächengroßen Schürfwunde am Bein und einem genähten Riss gleich daneben. Eine Erinnerung, auf dem Roller immer wachsam zu sein. Sowohl bzgl. Schlaglöcher als auch dem laotischen Verkehr, der ab und zu (oder immer…) etwas unorthodox ist. Man muss nicht immer selbst schuld sein an Unfällen...
Wir genießen den Abend im seenahen Gästehaus Phosy Thalang aber trotzdem und in unserem Bungalow stimmt sich nachts ein Orchester ein. Während die Grillen durchgängig zirpen, stößt dann und wann der Froschchor dazu, erst der Solist, dann stimmen alle mit ein. Der Bulle hinter uns klimpert mit seiner Glocke, während die Geckos immer wieder triumphal laut quecken (anders kann ich Geckolaute nicht beschreiben...). Gegen morgen zieht noch ein kurzer Schauer über uns hinweg und ich schlafe so gut wie lange nicht mehr in dieser Kulisse. Wie Lotti es beschrieben hat: Wildromantisch.


Turnergene vergehen nicht...

Einen wunderschönen Anblick bietet die Höhle...

...egal von wo aus man sie betrachtet

Das Phosy Thalang Guesthouse mit rosa Mückennetz

Ein Highlight auf unserem Weg sind die Kinder, die auf ihrem Heimweg von der Schule mit einem herzlichen Lachen unentwegt winken, während wir vorbeifahren.
Über weite Strecken sind heute die Spuren des Staudammes und der Brandrodung der Gegend sichtbar. Durch die Errichtung des Staudammes und die damit einhergehende Nutzung von Wasserkraft wurden weite Teile der dahinter liegenden Landschaft geflutet, was eine unwirkliche Seenlandschaft mit vielen abgestorbenen Bäumen hinterlässt, deren tote Stämme aus dem Wasser empor ragen. Und viele der vorbeifliegenden Felder und Hügel sind schwarz von der Brandrodung, mit der sie Felder fruchtbar gemacht werden. Die Fahrt ist lange, 150km, aber die Straße in einem guten Zustand. Trotzdem zieht es sich, da es größtenteils geradeaus geht. Nach ca. 100km stoppen wir und biegen zum Cool Pool ab, einem kleinen, erfrischenden  Schwimmteich, der von weniger Touristen als Einheimischen besucht wird. Die Schulkinder und Familien gehen nachmittags hier baden, meist voll bekleidet, also in Jeans und Shirt oder Hemd. Für uns Westeuropäischer befremdlich, hier jedoch ganz normal. Anders herum haben sich die Laoten zwar an Bikinis und Badehosen gewöhnt, abseits der Badestellen sollte man aber nicht derart leicht bekleidet herum laufen, das gilt als unhöflich.
Lotti geht ein bisschen schwimmen, während ich im Schatten die Szenerie genieße und lese.

Danach stehen die letzten 50km in Richtung Höhle bevor, wir übernachten in einem Gästehaus nur 1,5km vom Eingang entfernt. Derzeit scheint eine Art lokales Festival stattzufinden, die ganze Nacht über wird gesungen, getrommelt und getanzt, es hat fast rituellen Charakter. Wir können aber nicht in Erfahrung bringen, was genau vor sich geht.


Überflutetes Gebiet hinter Thalang

Auf dem Weg zu den Cool Springs

Lotti entspannt am schön angelegten Pool

Hier die ganz normale Karaoke-Sound-Anlage eines einheimischen Restaurants. Wenn die Laoten eines gerne tun, dann laut und schief singen!

Sogenannte "Bomb Boats", die allerdings nicht aus Bomben, sondern Hüllen von Treibstoffversorgungstanks hergestellt wurden

Eine einheimische Familie auf dem Weg durch das Feld

Die Hauptattraktion steht bevor, die Höhle Kong Lor, ein massiver, durchfluteter Felstunnel, den wir mit dem Boot durchfahren werden. Das Erlebnis ist so besonders, dass es einen eigenen Eintrag verdient. Hier geht's zum Ritt durch die Dunkelheit.

Und wieder zurück! Direkt nach unserem Höhlenerlebnis blockern wir die 150km zurück nach Thalang, nur mit kurzen Pausen und ohne sightseeing, so dass wir kurz vor Sonnenuntergang ziemlich erschöpft dort ankommen. Ich freue mich schon wieder auf das Orchester!

Sonnenuntergang bei Thalang

Die abgestorbenen Bäume zaubern ein schönes, aber auch etwas düsteres Bild


Und auf den Rückweg nach Thakhek besuchen wir ebenfalls noch einmal die Xieng Liap Höhle, bewundern den Sonnenuntergang und entspannen dann. Denn am nächsten Tag muss ich noch mein Visum verlängern, Lotti ist ja erst drei Wochen da, ich allerdings schon fast vier und daher sollte ich mich mal um mein Visum kümmern. Ich habe zwar gelesen, man kann es in den Bezirkshauptstädten machen (von denen Thakhek eine ist) und auch einen Grenzübergang mit Beamten gibt es hier am Fluss, aber ich habe das Gefühl, es wird nicht so einfach wie es theoretisch sein sollte…

Schwer bepackt ziehen wir wieder in Thakhek ein

Sonnenuntergang am Mekong. Thailand grüßt auf der anderen Seite



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