Kong Lor - Ritt durch die Dunkelheit
03.03.18
Als zwei grellorangene Punkte laufen Lotti und ich mit
unseren Rettungswesten in das weit aufgerissene, schwarze Maul der Höhle
hinein, das unentwegt türkisblaues Wasser ausspeit.
Wir gehen die sandige Steintreppe hinab und sehen im von
hinten beleuchteten Halbdunkel der Höhle verschiedene Boote mit kleinen
Außenbordmotoren am kleinen, in die Höhle hineinlaufenden Strand liegen. Unser
Bootsmann, ein kleingewachsener, dunkler Laote, schaltet seine Stirnlampe ein,
und schiebt das Boot über den mittlerweile kiesigen Boden aus dem seichten
Wasser hinaus in knietiefes Gewässer und der wachsenden Dunkelheit entgegen.
Wir waten zu unserer kleinen, blauen Nusschale und setzen uns in das wackelige
Gefährt, während sich die Augen versuchen, an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ich
schaue noch einmal zum Eingang der Höhle, wo ich im mittlerweile blendenden
Licht noch das Grün der Bäume sehe, bevor ich mich der Schwärze zuwende, die
uns und unser Boot verschluckt. Wir fahren stromaufwärts und haben sieben
unterirdische Kilometer vor uns, die die Gewalten des Wassers über Jahrtausende
durch das Gestein gefressen haben. Um uns herum herrscht nun eine Dunkelheit,
die vom Knattern des Bootsmotores beherrscht und von den Lichtern der
Stirnlampen durchstoßen wird. Vom hektischen Licht unseres Bootsführers, das
auf der Suche nach dem Weg und Hindernissen durch die Höhle huscht, von Lotti's
Lichtstrahl beim Erkunden der Höhle und den Lichtpunkten des Bootes hinter uns.
An manchen Stellen ist die Höhle so hoch, dass selbst im Lichtschein keine
Konturen mehr auszumachen sind. Ab und zu fallen massive Tropfen vom Himmel der
Höhle und schlagen mit Wucht auf einem ein.
Von Zeit zu Zeit kommen uns andere Lichtpunkte entgegen,
deren Strahlen mit unseren die Höhle erhellen und etwas mehr ihrer Form
freigeben, bis die Punkte mitsamt ihrer grellorangenen Träger, für
Sekundenbruchteile von unseren Lichtstrahlen getroffen und erleuchtet, an uns
vorüberziehen und die Höhle wieder der Dunkelheit übergeben.
Dann wird ein schwaches Leuchten sichtbar, rotes und
blaues Licht wirft sich gegen die Höhlenwände und Decke. Unser Kapitän setzt
unser Boot auf sandigen Grund und wir laufen über einen halbdunklen Strand
hinauf zu den Stalagmiten und Stalagtiten, die farbig beleuchtet in Szene
gesetzt sind. Wir laufen durch die wassergeformten Architekturen und steigen
wieder zu unserem Bootsmann hinab. Noch einmal so lange wie bisher fahren wir
durch die Dunkelheit. Vorbei an Vorsprüngen, Sandbänken, steinigen Hindernissen
und sehen nach ca. 1h in den unwirklichen Tiefen der Höhle das weiße Licht des
Ausganges näherkommen. Doch bevor wir aus dem felsigen Palast ausfahren können,
müssen wir noch einmal aussteigen, da das Wasser hier über eine kleine
Stromschnelle fließt und das Boot diese hinauf gezogen werden muss. Zu zweit
verrichten unser Bootsmann und einer seiner Kollegen diese Aufgabe ohne
Probleme. Bei dem uns nachfolgenden Franzosen ist die Sache etwas anders
gelagert, da er seinen Roller an dieses Ende transportieren lässt, um von hier
aus den Rückweg des Loops anzutreten. Der Roller ist dabei in einem Boot
gleicher Bauart wie unser Boot gelagert und beim Hinaufziehen des Bootes durch
die Stromschnelle kippt dieses fast und der Roller geht beinahe über Bord.
Mit vereinten Kräften können wir Boot und Roller retten und unseren Weg in die
blendend helle Außenwelt fortsetzen.
Aus der Höhle heraus führt der Fluss entlang dichten
Waldes, wo am Flussufer Büffel baden und weiter flussaufwärts Kinder winkend in
einem kleinen Zufluss sitzen und es den Büffeln gleichtun.
Wir machen in einem kleinen Dorf Pause, in dem leuchtend
bunte, gewebte Schals angeboten werden. Nach einer kurzen Rast treten wir aber
auch schon wieder den Rückweg an.
Diesmal laufen wir nicht, sondern fahren mit dem Boot in die dunkle
Öffnung der Höhle ein.
Auf der Rückfahrt sind wir lange Zeit alleine und die
Höhle wirkt noch dunkler und die Welt noch weiter entfernt als zuvor.
Wie schon bei der Hinfahrt sitzen wir im flachen
Wasser immer wieder kurz auf, obwohl kleine trichterförmige Dämme das
Wasser bündeln, damit es überhaupt befahrbar ist. Wir fahren stromabwärts und
sind schneller unterwegs als auf dem Hinweg. Wir umfahren den hell
ausgeleuchteten Bereich der Stalagmiten und -titen und sind nach einer halben
Stunde bereits wieder im Halbdunkel des Eingangsbereiches angekommen. Die
Dunkelheit, die Größe und Länge der Höhle, das eintönige Knattern des Motors,
die vorbeihuschenden Konturen hinterlassen eine unwirkliche Stimmung
und einen selbst seltsam entrückt, als man aus dem Boot aussteigt. Bis man, je
näher man dem Tageslicht kommt, das Gefühl hat, langsam aus einem Traum
aufzuwachen und wieder zu Bewusstsein zu kommen. Die Höhle spuckt uns
wieder aus und gibt uns das Gefühl wieder, zurück in der Realität zu sein.




















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