Patagonien - Bariloche - Wie in der Schweiz: Berge, Seen, Schoki

Bariloche
20.02. - 25.02.19

Schokolade, Seen, Berge. Bariloche ist ein wenig wie die Schweiz, nur nicht ganz so teuer. Es wimmelt von Touristen und Schokoshops, aber es ist sehr pittoresk! Aber bevor ich hier ankomme, gilt es noch, die ca. 1.500km von El Chaltén hierher zu überwinden.

Anreise
Jawoll, und ich wills mir nochmal so richtig geben gegen Ende meiner Reise. Wills nochmal wissen. Also fahre ich mit dem Bus von El Chaltén nach Bariloche. Das sind insgesamt gemütliche 24h mit einem Umstieg in Los Antiguas. Ich frage im Hostel, als ich buche, nach, ob es einen Platz im unteren Geschoss gibt. Die Aussage: "Es gibt nur ein Stockwerk, kein Doppeldecker!" beruhigt mich ziemlich. Mein best buddy hinter der Rezeption macht mir einen Fensterplatz klar. Mensch, da freu ich mich doch auf die Fahrt!
Am Busbahnhof dann die Ernüchterung. Nicht nur, dass es ein Doppeldecker ist, den sich Chaltén Travel mit Glacier Travels teilt, nein, auch ist mein Sitzplatz im oberen Stock. Ich freue mich noch mehr, diesmal aber eher ironisch... Aber die Fahrt ist wesentlich gemütlicher, als ich denke, nur als ich gegen 4 kurz aus dem Fenster sehe, fällt mir auf, dass der Boden sandig ist. Straßen sind hier eher rudimentär...
Dann, kurz nach 7:00, Umstieg in den Bus, von dem der Rezeptionist wohl gesprochen hat. Nur noch ein Stockwerk, dafür nicht ganz so bequem.
Während einer Pause sitze ich bereits wieder im Bus, als mich ein bekanntes Gesicht sehr verdutzt anschaut: Geva ist auch im Bus, fährt aber nur bis El Bolsón mit. Aber wir verabreden uns für Bariloche, den unsere Zeit dort wird sich überschneiden...

Dann komme ich endlich in Bariloche an und ein steiler Anstieg bringt mich an das kleine gemütliche Hostel La Justina.


Hostelleben
Das Hostel ist lustig, ich bin in einem Vierbettzimmer, was man durchaus als Alpenhütte bezeichnen könnte, untergebracht und die Leute sind superlustig!
Es wimmelt momentan nur so von Briten und nachdem der erste Abend noch sehr kurz ausfällt, weil die Busfahrt doch sehr geschlaucht hat, wird der zweite Abend einfach nur unglaublich lustig. Es fließt viel Wein und im Verlauf des Abends tue ich mir immer schwerer, dem immer härteren englischen Akzent der beiden Beckys zu folgen. Das mag an meinem Weinkonsum liegen, wahrscheinlich aber eher an ihrem. Der Küchentisch fühlt sich immer mehr an wie ein Tisch in einem englischen Pub und die Lautstärke steigt ebenfalls minütlich. Um zwölf ist es mir genug und als fast alle noch einmal aufbrechen, um weiteren Stoff aufzutreiben, verabschiede ich mich ins Bett.
Ein Unglaublich lustiger Abend!
Auch der nächste Abend braucht sich nicht zu verstecken. Wieder sitzen wir in der Küche beisammen und Becky's Dialekt wird immer schwerer. Wir kommen auf das Thema Tanzen und da fällt ihr ein, dass sie Tango-Unterricht hatte. Der anwesende Francisco, ein Porteño (also aus Buenos Aires), lässt sich daraufhin zu einer Runde Tango hinreißen. Die Zweifel in seinem Blick sind jedoch nicht zu übersehen.
Er versucht daraufhin, Becky ein wenig zu führen, bis es aus ihr herausplatzt, dass es doch ganz anders geht! Schließlich hatte sie Tangostunden!
Sie greift Francisco am Genick und schiebt ihn in der zur Tanzfläche umfunktionierten Küche umher. Sein Blick schwankt zwischen Panik und Verzweiflung, dann ist der Spuk auch schon zu Ende. Francisco sieht aus, als hätte er einen harten Tag hinter sich, als er sich wieder setzt.
Becky allerdings ist in Fahrt. Sie kann auch Breakdance! In der Tat haben wir alle etwas Angst, dass sie sich etwas bricht oder das Inventar beschädigt.
Am Ende ihrer Vorstellung folgt eine allgemeine Herausforderung an die Anwesenden in der Küche. Ein nicht mehr ganz nüchterner Domi nimmt diese an und ich packe meine Moves aus. Unterkreisen mit anschließendem auf dem Küchenboden herumdrehen. Dann ein gewagter Wirbel, der mich auf die Füße bringt und etwas Po wackeln und der eindeutige Sieger steht fest.



Ein kleines Vierbettzimmer, das im Garten des Hostels in einer kleinen Hütte untergebracht ist. Theoretisch könnte man hier wohnen, Küchenzeile und Bad ist beides vorhanden. Schön urig! 

Vom Herrchen kopiert? Dieser Hund hängt lässig am Gitter des Eingangstores

Circuito Chico
Jetzt könnte man meinen, ich hätte nicht viel anderes gemacht, außer getrunken und gefeiert. Für abends trifft das zu, allerdings war ich auch gut unterwegs. Denn mein Zimmergenosse Enda, aus dem beschaulichen Kilkenny in Irland, ist, wie alle Iren, supersympathisch.
Mit ihm und Marissa (Israel) begebe ich mich denn auch Cerro Campanario. Das ist ein Hügel in den westlichen Ausläufern Bariloches und ein halbstündiger, staubiger Aufstieg bringt uns zum Aussichtspunkt auf dem Gipfel. 300 ARS sind uns dann zu teuer für einen kleinen Lift, mit dem wir hinabfahren könnten, also laufen wir im Staub zurück. Meine Jeans sieht aus wie 200 Jahre auf dem Dachboden vergessen...

Wir verabschieden uns von Marissa und begeben uns in Richtung des Circuito Chico, eine nahegelegene Schleife, die man mit dem Fahrrad abfahren kann. Ungefähr 37km lang fährt man entlang der Straße durch wunderschöne Pinienwälder und am Ufer des Lago Nahuel Huapi entlang. In Rekordzeit. Denn da uns gesagt wurde, wir bräuchten 4h und Rückgabe der Räder in 5h war, treten wir in die Pedale. Ich muss ganz schön kämpfen, um mit Enda mithalten zu können, er pflügt die Hügel hinauf. Nach 1h schaue ich auf die Karte und stelle erstaunt fest: Wir haben bereits die Hälfte der Strecke hinter uns. Wir können also gemütlich machen! Enda allerdings hat sich in seinem Modus festgefahren und daher wird auch der weitere Weg mehr Sport als Sightseeing. Trotzdem nehmen wir einige Aussichtspunkte mit und kehren gegen Ende des Rundkurses noch in einer kleinen Gaststube am Wegesrand ein. Dort treffen wir Polly und Jaime wieder, ein Pärchen aus England und auch aus unserem Hostel, mit denen wir später wieder trinken werden.
Erst einmal ein verdientes Bier!



Für fußfaule gibt es einen kleinen Lift

Wetter spielt mit und auch landschaftlich ist Bariloche wirklich schön!

Bereit machen für die Fahrradtour: Enda unterschreibt noch, dann können wir los!

Schick mit schöner Aussicht. Da die Strecke an der Straße entlang führt, sind die Westen durchaus angebracht

Berge und Seen. Könnte auch in Deutschland, Österreich oder der Schweiz entstanden sein, das Bild

Refugio Frey
Bariloche ist im Winter bekannt als Skigebiet und im Sommer entsprechend geeignet für Wanderungen. So kann man bei Bedarf eine mehrtägige Hüttentour unternehmen oder auch nur einen Tagestrip. Enda und ich starten zum
Frey Refugio, was eine gute Tagestour darstellt. Zuerst mit dem Bus zu einem kleinen Skiresort, von dort mit dem Lift nach oben und dann beginnt das Wandern.
Der Himmel ist wolkenlos und ich habe überlegt, ob nicht ein Shirt reicht. Aber ich bin deutsch und habe mein Fleece + die Regenjacke dabei. Man weiß ja nie. Bereits als wir am Lift ankommen, bin ich froh über mein zusätzliches Gepäck. Das brauche ich nämlich hier bereits. Es geht ein eiskalter Wind hier auf knapp 2000m.
Und dann beginnt die Wanderung, die eigentlich viel mehr kraxeln und klettern über kleine und mittlere Steinbrocken beinhaltet. Zumindest anfangs, nach einem harten Auf- und Abstieg kommt man dann am Refugio Grey an. Eine kleine, lässige Hütte, die für viele Kletterer in der Gegend der Stützpunkt ist.
Wir treffen ein israelisches Geschwisterpaar aus unserem Hostel auf dem Weg und machen mit ihnen zusammen Pause an der Hütte. Der restliche Weg, der an der anderen Bergflanke hinab führt ist deutlich grüner und führt durch viel Wald und an Gebirgsbächen entlang. Ein Unterschied der Landschaften wie Tag und Nacht!
Ein relativ harter Weg, aber auch herrlich zu begehen. Das Bierchen am Abend haben wir uns heute verdient!



Über kleine und große Steine führt der Weg zum Refugio Frey

Was auf Bildern natürlich schlecht zu erkennen ist: Hier zieht der Wind drüber und zwar ordentlich


Windstill und wunderschön

Am Refugio lässt es sich aushalten

Kletterer kommen hier ebenfalls auf ihre Kosten

So ausgesetzt und felsig der Hinweg war, der Rückweg führt durch wunderschönen Wald


Cerro Otto
Eigentlich wollte ich heute nichts tun, aber Sophie (B/F) ermuntert mich, mich aus meinem Bett zu erheben und mit ihr, Francisco und einer weiteren Britin auf den Cerro Otto zu laufen. Das sei der leichteste der umgebenden Hügel. Die Aussicht auf ein wenig Bewegung mit Schwerpunkt auf "wenig" klingt verlockend, also erhebe ich mich. Während der letzten Vorbereitungen in der Küche steht er dann plötzlich da, einfach aus dem Nichts in der Küche:
Geva!
Nachdem wir uns in El Chalten kennengelernt haben und zufällig im Bus nach Bariloche wiedergesehen haben (wobei er in El Bolson ausgestiegen ist), ist dies nun unsere dritte ungeplante Begegnung.
Ein weiterer Begleiter ist gefunden!

Und so begeben wir uns auf den Weg zum Cerro Otto. Das ist zum Glück ein langsamer Aufstieg mit immer besser werdender Aussicht und oben angekommen, gibt es Kaffee und Kuchen im sich drehendem Restaurant. Hört sich fancy an, allerdings wird uns allen etwas mulmig dabei  (seekrank) und eigentlich sind wir ganz froh, dann wieder gen Tal fahren zu können...

Ein langsamer, aber konstanter Anstieg bringt uns zu schönen Aussichten und dem Gipfel des Cerro Otto

Sympathisch, dieses grinsende Gesicht

Das war dann auch mein letzter Tag im beschaulichen Bariloche, in Patagonien und eigentlich meiner Reisetätigkeit. Denn es geht zurück nach Buenos Aires. 3 entspannte Tage verbringen, bevor der Flug in die Heimat geht.  

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