Die Iguazú Wasserfälle - Mehr als beeindruckend

Die Iguazú-Wasserfälle
03.01. - 06.01.19

Unglaublich, fantastisch, nicht zu fassen, WOOOOW, boah krasser Scheiß Digga, alter Falter, Donnerlüttchen, ei verbibsch, , [sprachlos]... Es gibt viele Ausdrücke, um die Iguazú-Fälle zu beschreiben, aber keiner bringt auch nur ansatzweise zum Ausdruck, wie es sich anfühlt, vor diesem Naturwunder, den vielen verschiedenen Wasserfällen und den Massen an Wasser zu stehen, die in wunderschöner Anordnung über verschiedenste Stufen und entlang der Schlucht in die Tiefe stürzen. Zusammengenommen bilden sie das größte Wasserfallsystem der Welt. 
Der Donner lässt einen sein Wort nicht verstehen und die Gischt erübrigt jede Dusche. 
Brasilien und Argentinien teilen sich die Fälle, wobei Argentinien hier ganz klar alles richtig gemacht hat und Brasilien irgendwie den Kürzeren zieht. Wenn man den direkten Vergleich zieht, wobei das hier ziemlich wenig Sinn macht, weil beide Seiten unglaublich beeindruckend sind...


Tag 1 - Die Fälle in Argentinien
Aber zuerst zu Argentinien. Ein Bus bringt einen unkompliziert zum Eingang der Fälle, wo man erst einmal Schlange steht. Die verkürzt sich aber schnell und so kommt man recht schnell in den Park, wo sich einem diverse Optionen eröffnen: 
Man kann den unteren Rundweg oder den oberen Rundweg nehmen, den Weg zum "Garganta del Diablo" (dt. "Teufelsschlund") einschlagen, einen Wasserfall in komplett entgegengesetzter Richtung besuchen ODER man bleibt am Eingangsbereich stehen und erfreut sich an den Nasenbären, den süßen kleinen Fellknäueln und ihren noch süßeren Jungen. Wobei das süße täuscht, sie können ganz schön kratzen und sind schneller als man es sich versieht an unbeaufsichtigtem Gepäck auf Nahrungssuche. Außerdem sind sie eh überall im Park unterwegs.
Ich will auch erstmal die Fälle in ihrer ganzen Pracht sehen und starte daher mit dem unteren Rundweg. Nach ein paar hundert Metern kann man durch ein Loch im Gebüsch dann einen ersten Blick auf die Fälle erhaschen. Die weiter hinten liegenden Fälle auf brasilianischer Seite und die Gischt des Garganta del Diablo. Aber dieser Anblick gibt bereits eine leichte Gänsehaut. Die wird nach ein paar weiteren Metern schlagartig größer und läuft einmal über den ganzen Körper, als man ums Eck biegt und plötzlich zig Kaskaden in die Tiefe fallen sieht.
Ein strategisch günstiger Aussichtspunkt lässt einen eine Weile den Anblick genießen und unwillkürlich frage ich mich, wie wohl Señor Cabeza de Vaca (lustiger Name übrigens, zu dt. "Kuhkopf") geschaut hat, als er diesen Wasserfall als erster Europäer entdeckte. Dieser Anblick wäre den Eintritt bereits wert gewesen, aber der Weg führt weiter mit fantastischer Aussicht entlang der Klippen. Dann steht man vor einer der vielen Kaskaden und schaut den Wassermassen aus ein paar Metern bei Herabfallen zu. Das Wetter ist mir gewogen und Wattebauschwolken hängen am Himmel, der Schatten spielt mit der Landschaft und der nicht enden wollende Strom an Wasser zaubert mit den anderen Gegebenheiten ein Gemälde von Landschaft auf die Netzhaut und eigentlich alle Sinne. Die Luft ist schwer und feucht und die Gischt kommt als willkommene Abkühlung auf der Haut an. Dann schließe ich etwas traumwandlerisch den Rundweg ab.

Danach besuche ich den noch schöneren oberen Rundweg, der direkt über die Wasserfälle führt, was an sich schön, aber gar nicht so spektakulär wäre, würde sich einem nicht öfter ein Ausblick an den Klippen entlang bieten und damit auf die Vielzahl an Wasserfällen direkt hintereinander. Es rauscht und rauscht und von oben bietet sich ein noch schönerer Überblick über die verschiedenen Kaskaden.

Nachmittags, nach einer kleinen Stärkung in Empanadaform, besuche ich den Teufelsschlund. Dazu kann man eine kleine Bimmelbahn nehmen, oder man läuft die 2km. Oder in meinem Fall: Man läuft die 2km durch die sengende, feuchte Hitze. Aber auch hier wird der (selbst auferlegte) Aufwand voll und ganz belohnt. Ein Steg führt vom kleinen Bahnhof dort 1km weit über den Zufluss der Fälle hin zum Schlund. Steht man dann auf der Aussichtsplattform, erschließt sich einem relativ schnell, woher der Name kommt: 
Ungezähmte Wassermassen stürzen über eine U-förmige, 150m breite Klippe knapp 80m in die Tiefe. Die Tiefe kann man jedoch nicht abschätzen, wenn man auf der  Plattform steht, denn die Gischt, die von unten hochwirbelt, hüllt alles in dichten Nebel. 
Schwer zu beschreiben, wie es sich anfühlt, vor dieser Naturgewalt zu stehen. Speziell, wenn der Wind, wie an diesem Tag, von Brasilien herüber weht. Dann nämlich wird man einfach nur nass. Es ist definitiv der beeindruckendste einzelne Wasserfall im Park. 
Dann ist auch schon Nachmittag und ich fahre mit dem Zug zurück, um noch eine Runde um die anderen Fälle zu laufen. Ich will das schöne Abendlicht mitnehmen. Und das lohnt sich! In der niedrig stehenden Sonne leuchten Regenbogen in der Gischt der Wasserfälle und die Stimmung wechselt von beindruckend zu magisch. 
Marcel hat, als wir uns in Buenos Airs getroffen haben und über die Fälle gesprochen haben, dabei plötzlich ein seliges Grinsen aufgesetzt. Und jetzt kann ich nur zu gut nachvollziehen, warum...

Nach dem ganzen Laufen und Schwitzen trifft es sich gut, dass das Hostel über einen Pool verfügt, in den ich abends zur Abkühlung springe. So lässt es sich leben...


Der erste Blick auf dem unteren Rundweg gibt den Blick auf die Fälle der brasilianischen Seite und die Gischt des Teufelsschlunds frei



Mit der Bootstour kommt man den Wasserfällen noch näher und wird noch nässer



Überall fällt Wasser

Die Nasenbären. Sieht unbeholfen aus, aber sie haben es faustdick hinter den kleinen Ohren


Hier sind sie in Aktion. Diese deutsche Familie versucht, ihr Essen zu retten. Eine Cola-Dose können die Tierchen dann ergattern und aufbeißen...

Über die Stege kann man sehr nah an der Kante entlang laufen

Die zahlreichen Aussichtspunkte unterwegs bieten teilweise einfach spektakuläre Ausblicke

Der Garganta del Diablo, dt. Teufelsschlund, wo das Wasser 80m in die Tiefe rauscht

Das Abendlicht versetzt alles in eine märchenhafte Stimmung



Tag 2 - Auf ein Neues
Ich habe am Vortag meine Karte mittags speziell entwerten lassen, wodurch ich heute für den zweiten Tag nur die Hälfte für den Eintritt bezahlen muss. Und ja, zum zweiten Mal die argentinische Seite, es gibt immer noch ausreichend zu sehen.
Zum Beispiel will ich auf die Isla San Martin, die mitten im "U" der Fälle liegt. Allerdings stelle ich fest, nachdem ich endlich den Weg dorthin gefunden habe, dass die Insel momentan wohl  gesperrt ist, was ein Guide, den ich dann frage, bestätigt.
 Gut, nicht weiter wild, dann lasse ich das aus und laufe eben den Macao Track. Dieser führt weg von den Fällen nach Süden zu einem kleinen Wasserfall, in dem man wohl baden kann. 4kmm sind es einfach, über einen Waldweg, wo ich Ameisen sehe, die so groß sind, wie das äußerste Daumenglied. Von diesen Riesen möchte ich nicht gebissen werden!
Pünktlich zum Erreichen des Wasserfalls fängt es plötzlich zu stürmen und zu regnen. Auch interessant, wie schnell es auf einmal angenehme Temperaturen gibt und sogar frisch wird. Mit baden ist es dann nix, aber offiziell ist das eh verboten, wie ich dem Schild am Pool entnehme.
Die Regenpause verbringe ich mit einem argentinischen Pärchen unter einem Felsvorsprung und mümmele Empanadas, bevor ich mich nach dem Abklingen des Regens auf den Rückweg begebe. Ich erwähnte oben den Waldweg. Der gemeine Waldweg ist eher erdig, steinig und manchmal liegt ein Ast auf dem Weg. Das gilt für einen trockenen Waldweg. Nach dem himmlischen Erguss stehe ich einem nassen Waldweg gegenüber. Und der macht den Rückweg zu einem verschlammten Albtraum, auch weil die Schuhe ein absolut bescheidenes Profil haben und es eine ziemliche Rutschpartie wird. Ein paar Mal kann ich mit einer artistischen Verrenkung gerade noch abwenden, in den Matsch zu fallen...

Zum Abschluss des Tages besuche ich noch einmal zum Schlund. Diesmal mit der Bahn (mit der letzten für diesen Tag), keine Lust mehr auf Laufen. Und diesmal steht der Wind günstiger und weht die Gischt von uns weg, was zu einer fantastischen Aussicht und weniger Duscherlebnis führt. Der Regen ist weitergezogen und ab und zu funkelt die Sonne durch die Wolken und auf die Fälle. Wie gestern, einfach unbeschreiblich! Und man sieht mehr!
Ich setze darauf, dass am Ende des Tages weniger los ist, werde aber enttäuscht. Wahrscheinlich durch den vorherigen Regen, der viele vorerst vom Besuch abgehalten hat, sind auch um 17:00 noch wahnsinnig viele Leute hier. Aber man bekommt entspannter einen Platz als gestern und um 17:15 kommt ein Ranger und kehrt uns hinaus und zum letzten Zug zurück.
Erschöpft, aber glücklich fahre ich zurück nach Puerto Iguazú.

Ganz schöne Brummer...

Der Schlund ohne zu viel Gegenwind und herrlicher Aussicht nach Brasilien



Auch hier gibt es die lustigen Falter "89" oder in diesem Fall fast eher "88"

Tag 3 - Brasilien
Bäm, noch ein Land auf der Liste abhaken 😁 Heute geht's auf die brasilianische Seite der Fälle.
Und in Brasilien führt nur ein einzelner Weg entlang des Hanges, der bietet dafür aber herrliche Blicke auf die Fälle auf argentinischer Seite. Was die Wertung zwischen den beiden Seiten wie gesagt schwierig macht, ist, dass wenn man nur die brasilianische Seite hätte, das alleine schon unvergesslich wäre. Denn das muss man Brasilien lassen, die bessere Totale gibt es hier! Aber mit nur einem Weg herrscht natürlich etwas Platzmangel bei der riesigen Besucherzahl, die jeden Tag durchgeschleust wird. Überall drückt und drängelt es, ständig hat man einen Selfiestick im Gesicht und hat man einen schönen Platz ergattert, muss man ihn fast gewaltsam verteidigen. Trotz alledem ist es hier unglaublich schön und sollte man mehr als einen Tag haben, sollte die brasilianische Seite auf jeden Fall besucht werden!
Da man auf dieser Seite nicht über die Zuflüsse laufen muss, hat man insgesamt wesentlich weniger Weg und erreicht auch den Teufelsschlund einfach und schnell zu Fuß.
Da dauert die Anfahrt von Argentinien nach Brasilien und dann vom Eingang des Parks zum Anfang des Weges fast länger, als den Weg zu laufen...
Aber auch auf dieser Seite des Schlunds führt ein Steg nach vorne, an einem schon relativ großen Wasserfall vorbei, bis man eine herrliche Sicht hat. Wobei auch heute wieder für mich ungünstiger Wind steht und ich einfach komplett nass werde. Aber es gibt Schlimmeres, eigentlich ist es sogar herrlich. Und wären die Menschenmassen etwas gelassener, könnte man es richtig gehend genießen. Aber der große Andrang ist anstrengend und so drehe ich nur eine Runde, bevor es Mittagessen gibt (nein, keine Empanadas, Burger...) und ich es dann gut sein lasse. 
Mein Kopf ist ausreichend gefüllt mit Eindrücken von Iguazú.

Gegenüber des Parks befindet sich noch ein Vogelpark, da ich allerdings viele der Vögel schon gesehen habe, viele in freier Wildbahn, lasse ich auch das sein und begebe mich zurück für eine Runde im Pool und den Besuch des Kolibrihauses, denn Kolibris sind was anderes. Die kleinen Vögel flitzen durch die Büsche und zu den Zuckerwasserspendern. Nur die Anwesenheit der größeren Vögel, die sie dann verscheuchen, stört meinen Genuss. Einfach faszinierend, diese Kolibirs...
Und am nächsten Tag fliege ich zurück nach Buenos Aires, nur um dann (schlechten Gewissens ob meines CO2 Fußabdruckes) direkt nach Córdoba weiter zu fliegen.

Die Totale ist kaum zu schlagen

Auch der Blick ins "U" des Garganta del Diablo ist umwerfend. Nur den Platz musste ich mir hart erkämpfen



Am Ende des Weges in Brasilien führt der Steg rechts zur Aussicht auf den Schlund

Der Garten für die Kolibris

Der Breitschwingenkolibri, auch wieder ein schönes Exemplar dieser Vögelchen


Randnotiz
Natürlich zieht eine Attraktion wie diese Unmengen an Besuchern an, alleine hat man die Fälle also nie, mittags stoßen jedoch noch diverse geführte Touren hinzu und die Tour-Teilnehmer sind zumeist eher ungemütlich, drängeln und stellen sich bei jeder Gelegenheit vor einen. Man darf wirklich keine scheu vor Menschen haben, sonst wird man hier nicht glücklich. Auch mir ist es manchmal einfach zu viel, mit so einer Tour im Nacken. Entweder warten oder sich beeilen heißt es da.
Was mich immer wieder zum schmunzeln bringt sind allerdings die Argentinier. Zumeist sehr leicht daran zu erkennen, dass sie eine große Thermoskanne mit Henkel bei sich haben, um damit ihren geliebten Mate aufzubrühen. Ein sehr typisches Bild auf den diversen Wegen.

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