Córdoba - Familiäre Atmosphäre und das Jesuitendreieck

Córdoba
06.01. - 13.01.19

So stell ich mir ein Hostel vor! Im Casa Artigas in Córdoba kommt alles zusammen, was ein richtig schönes Hostel ausmacht: Coole Leute, super Stimmung, gemütliche Gemeinschaftsräume und irgendwie einfach ein cooles Häuschen. Dieses Häuschen ist alt und die Dielen knarzen mehr als es nötig wäre, aber die Stimmung ist unglaublich warm. Als ich ankomme, öffnet mir lächelnd ein weiblicher Gast die Tür, die gerade beim Kochen ist und als ich erschöpft von den heutigen Flügen (Iguazú - BA - Córdoba) eintrete, schallt mir aus allen Richtungen ein fröhliches "Hola" entgegen. Leute sitzen beisammen und quatschen, kochen, spielen Gitarre oder entspannen einfach. Das ist all das, was man im unteren Geschoss wunderbar tun kann. Im ersten Stock sind die Räume und Bäder untergebracht. Alles fühlt sich an, wie eine große WG. Zwei deutsche Mädels helfen im Hostel aus, Hannah und Selma. Selma ist recht derb, Hannah die Sanftmütigkeit in Person. Aber auch mit allen anderen lässt es sich aushalten. Es ist eines der familiärsten Hostels auf der Reise.

Der Brasilianer bei mir im Zimmer fragt mich gleich, ob ich die nächsten Tage schon was vor habe und ob ich mit ihm auf Tour gehen möchte, er hat sich ab übermorgen ein Auto gemietet. Er fragt unten auch noch weitere und schnell findet sich noch Carolina, eine junge Dame aus Buenos Aires, die ich immer nur mit einem unglaublich breiten Grinsen und guter Laune sehe.

Aber bevor wir mit dem Auto losziehen, gehen wir noch auf eine Free walking Tour, etwas Geschichte und historische Gebäude der Stadt erkunden. Mit der Tour auf spanisch hab ich mich vielleicht etwas übernommen, aber wenn ich irgendwas überhaupt nicht verstehe, kann ich Carolina oder Deivis fragen, mit denen ich unterwegs bin.
Natürlich lernen wir neben Stadtgeschichte auch höchst praktikable Dinge, dass z.B. Fernet Branca + Cola ist das typische Getränk Córdobas ist, was wir später gleich einmal ausprobieren wollen.
Als typischen Snack gibt es Choripan, was Chorizos in Brot beschreibt.
Auch weitere Sachen fallen mir auf, wie die Milka-Läden, die es an jeder Ecke gibt. Eigentlich kleine Tante-Emma-Läden, aber mit lila Fassade mit Milka-Kuh.
In Córdoba gibt es wohl das schmalste Haus Südamerikas. Das zeigt uns die Dame der Tour. Wir stehen an der Straße und sie verweist auf das Haus, was vorerst sehr herkömmlich aussieht. Bis man merkt, dass etwas nicht ganz stimmt und man die Hinterkante des Hauses sieht. Im Schnitt ist das Haus mit 3m wirklich ziemlich schmal...


Deivis und Carolina. Und Mate im typischen Becher!

Mate, Rodriguez (Musik) und eine gute Zeit

In einem schattigen Plätzchen erzählt uns die junge Dame in der roten Weste etwas über Stadt, Kultur und Geschichte

Die Kathedrale am Hauptplaza

Die Kirche "Nuestra Señora del Carmen", die entlang des Kanals liegt

Wir schnuppern einmal in die Kathedrale am Hauptplaza hinein

Deivis hat das Auto abgeholt und wir sind mittlerweile zu fünft unterwegs: Deivis, Caro, Esperanza und Juaquin, ein Mutter- Sohngespann, und ich. Die halbe Familie hat Deivis noch im Hostel angesprochen und sie waren mehr als begeistert, mitzukommen.
Ehhh, ab in den Süden! Wir fahren mit Mate und Clubmusik in Richtung Jesu Maria. Hmm, halt, das liegt gar nicht im Süden, sondern im Norden... Ah ok, wir fahren also nicht die schöne Landschaft mit Seen ab, wie ich das eigentlich dachte und wie Deivis es gesagt hatte, sondern erkunden das Jesuitendreieck und die kleinen Kloster, die der Orden hier hinterlassen hat. Hmm, nicht so ganz meins jetzt, aber hey, die Truppe ist lustig, auch wenn ich nur 1/4 von allem verstehe. Speziell bei Esperanza und Joaquin tue ich mir schwer. Bei ihm nur mit dem Akzent und den Worten, Esperanza schießt die Wörter aber in Maschinengewehr-Geschwindigkeit heraus. Wie ich später erfahren soll, sind die Leute aus Santa Fe aber wirklich auch schwer zu verstehen...
Also, auf nach Jesus Maria (in Gedanken füge ich immer noch ein genervtes "und Josef!" an, weil ich immer an den Ausruf in Deutsch denken muss...). Das ist ein kleiner Ort, in dem es nichts großartiges zu sehen gibt, bis auf das Kloster und "Casa Copetti", wo wir die Wurzeln der Familie Copetti und deren Anwesen mit einer süßen Führung erkunden. In dieser Gegend kamen viele italienische Auswanderer an, was sich durch die Namen, die Kultur und natürlich viele italienische Restaurants zeigt. Auch deutsche Siedlungen gab es und Córdoba selbst war eine davon.
Das Jesuitenkloster in dem kleinen Ort ist klein, schön hergerichtet und man bekommt etwas über die Geschichte des Ordens erzählt. Wie gesagt, nicht so ganz meins, aber ok.
Zwischendurch brüht Caro, unser Suchti, immer wieder einen frischen Mate auf, der dann die Runde macht. Und ich könnte mich glatt dran gewöhnen. Etwas bitter, heiß, aber mit einem gewissen Suchtpotential.
Während wir in einem Italiener etwas außerhalb des Dorfes essen, ergießt sich draußen ein starker Regenschauer und wir sind glücklich über unser Timing. Im Anschluss haben sich die Straßen in etwas verwandelt, auf dem man auch raften könnte, so schießen an den seitlichen Kanälen die Wassermassen entlang.
Wir lassen den Tag dann in Villa Animi bei einem Kaffee und natürlich einem Mate ausklingen. In dem Café darf man auch seinen eigenen Mate mitbringen und trinken, was ich eigentlich ziemlich nett finde. Deivis schneidet sein "Pan dulce" an, ein Hefeteigkuchen mit vielerlei Trockenfrüchten und Nüssen darin, was dann zwischen uns allen aufgeteilt wird.
Und dann geht's zurück in die familiäre Atmosphäre des Casa Artigas.


Yeah, Roadtrip! v.l. Meine Wenigkeit, Caro, Ersperanza, Joaquin und Deivis


In einem der Jesuitenkloster, das auch ein kleines Museum beherbergt


"Pan dulce", ein Hefeteigkuchen, von dem gleich nicht mehr allzu viel übrig sein wird

Schlürf, schlürf... Mate trinken macht Spaß! Ich sollte mir auch noch einen Becher und die Kräuter besorgen!


Abends noch gemütlich zusammen kochen. Spaghetti Bolognese mit viel Käse

Caro hat sich mittlerweile verabschiedet und reist weiter, und nachdem ich einen Tag ausgesetzt habe, gehe ich am dritten und letzten Tag von Deivis Autotour wieder mit ihm und den beiden aus Santa Fe auf Reise, schließlich besuchen wir mit Villa General Belgrano ein urdeutsches Dorf. Oder zumindest das, was man sich scheinbar vorstellt, wenn man an deutsche Kultur denkt: Figuren in Lederhosen und mit Maßkrügen sitzen auf Fässern. Eine Figur, die wohl Oma Frieda darstellt, wenn man ihrem Schild Glauben schenkt, bewirbt Süßes, das es in dem Laden hinter ihr gibt. Die Figuren sind natürlich nicht lebendig, aber lebensgroß. Scheinbar besteht Deutschland wirklich nur aus Bayern, wenn man sich das hier ansieht. Gut, aus den Bayern kann man die schönsten Klischees herauskitzeln und hier geht's ja nur darum, kaufwillige Touristen aus dem größtenteils Inland zum Geld ausgeben zu bewegen. Trotzdem interessant, auch auf den Speisekarten mal wieder Frankfurter, Schnitzel und Sauerkraut zu sehen.
In den diversen Souvenirläden gibt es ein unglaublich große Auswahl an Plastik- und Holzkrügen, zumeist mit deutscher Flagge und mit einem großen "Oktoberfest"-Aufdruck darauf. Eigentlich gibt es Unmengen unnützen Zeugs, Hauptsache mit deutscher Flagge darauf.
Was es aber auch zuhauf gibt und was voll meins ist: Alfajores. Kekse, zwischen denen eine Schicht Dulce de Leche (Karamellcreme) liegt. Unglaublich lecker!
Plötzlich sehe ich Gandalf (den Grauen), der so gar nicht ins Bild passt, muss schmunzeln, als er da auf seinem Handy herumtippt und begebe mich wieder in die deutsche Kitschigkeit zurück. Keine Ahnung, warum der sich hierher verirrt hat...
Der Tag heute ist wesentlich härter als der letzte Ausflug, da ich so gut wie nichts verstehe und niemanden zum Übersetzen habe. Aber irgendwie geht’s schon.
Wir kehren mittags zu einer schönen Fleischplatte ein, bevor die beiden aus Santa Fe noch weiter fahren wollen, Deivis aber sagt, das wird zu knapp mit der Rückgabe des Autos. Und auch ich habe eigentlich keine große Lust, noch 1h weiter in das graue Wetter hinein zu fahren, nur um etwas zu laufen und dann wieder 2h zurück zu fahren. Meine Stimme und die des Fahrers wiegen schwerer, also kehren wir um und machen uns einen schönen Abend im Hostel.

Villa General Belgrano. Na, sieht vertraut deutsch aus oder?

Das wiederum sieht man in Deutschland seltener (Will nicht sagen nie, aber seltener...)

Auch Frankfurt ist vertreten

Überall im Dorf gibt es diese Leckerbissen: Alfajores

Das sind mal Souvenirs



An sich nicht schön ABER: Der Becher hat zwei Wände, zwischen denen sich eine Flüssigkeit befindet, die man einfrieren kann. Also, ab ins Eisfach damit und das Bier bleibt im Anschluss länger kalt! 

Den beiden gefällt's!

Ja gut, ich kann mich dem auch nicht ganz entziehen


Ah, Parilla!

Zugreifen bitte! Hühnchen, Innereien, Blutwurst, Bauch, Steak. Nichts für sanfte Mägen, aber richtig gut!

Es ist einer dieser Abende. Lau und gemütlich. Wir sitzen an den Tischen und warten, denn heute gibt es Parilla im Hostel. Natürlich erst gegen 22:30, denn das sind die normalen Zeiten, in Argentinien zu Abend zu Essen. Fast alle sitzen unten und reden gemütlich, bis der Hostelchef mit der ersten Runde Fleisch kommt.
Dann wird geschlemmt und im Anschluss sitzen noch ein paar Leute draußen beisammen, es wird Gitarre gespielt, gesungen, gelacht, getrunken und getanzt. Ein perfekter Abend. Ich darf auch einen Song spielen, aber Jack Johnson ist zu ruhig, die spanischen Liederchen des Hostelchefs treffen auf mehr Gesangsbegeisterung. Bis dann die Bongo rausgeholt wird und die Tanzrunde beginnt. Wirklich wunderbarer Abend...

Gemütliches Parilla-Grillen im Hostel

Der Hostel- und Grillchef

Nach dem Essen wird gespielt und getrommelt

Mit viel Gefühl


Zwar stimmt alles nur so halb, was da auf der Tafel steht, aber ein paar Termine sind richtig 😄


Und dann ist eine Woche Córdoba auch schon wieder vorbei und ich besteige einen Bus nach Mendoza, der mich die nächsten 11h dorthin fährt.

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