Sapa - 22.05.18
Sapa ist wie schon
Hoi An ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ziemlich schnuckelig, andererseits
auch wieder stark touristisch und überall bieten Guides ihre Dienste und alte
Frauen ihre Waren an. Aber auch schön, nach vielen kleinen Dörfern und Städten
ohne westlichen Einfluss mal wieder ein paar schön aufgemachte Cafés und
Restaurants zu haben. Und man muss es Sapa lassen, es liegt wunderschön an den
Hängen und man hat einen wunderbaren Blick auf die umliegenden Berge und
Vietnams und Indochinas höchsten Berg, den Fansipan (3143m). Dieser ist immer
wieder von Nebelschwaden umgeben, genau wie die ganze Bergkette, der er
angehört. Entsprechend dramatisch zeigt sich die aufragende Landschaft um uns.
Alleine die Straßen
in Sapa entlang zu fahren macht schon Spaß, sind sie doch so steil und eng,
dass Rudi immer wieder etwas meckert, aber uns doch problemlos hinaufbefördert. Den
touristischen Einfluss sehen wir auf Rudi’s Rücken ganz deutlich: Ein großer
Betonbunker von Hotel nach dem anderen, mancher schöner, mancher weniger schön, ragt an den
Straßenrändern empor und diese Hotels nehmen ein Stück der Atmosphäre weg.
Wir gönnen uns zum
Abendessen lokale Spezialitäten in einem nicht ganz so lokalen Restaurant. Aber
der getrocknete Büffel (der mich an das Trockenfleisch in Südafrika erinnert)
und das Pferdefleisch schmecken hervorragend (ja, Pferd, wie gesagt lokal). Von
Hundefleisch lassen wir aber die Finger. Evtl. haben wir es unwissend schon
einmal in irgendeinem kleinen Straßenlokal bereits gegessen, aber bewusst
schreckt es uns doch ab. Bei einem Spaziergang haben wir bereits Hund am Spieß in Sapa gesehen. Auch
wenn es im Grunde nichts anderes ist als ein Spanferkel gehen einem Hunde
emotional doch etwas näher…
Sapa Loop
Sin Ho – 23.05.18
Nach einem nur kurzen
Zwischenstop in Sapa schwingen wir uns wieder aufs Motorrad und fahren eine
große 2-Tages-Runde westlich von Sapa. Die Landschaft führt uns weiter durch steile
Hügel und tiefe Täler. Und Regen. Aber nach dem kurzen Regenintermezzo erwarten
uns bereits wieder strahlender Sonnenschein und Wattebausch-Wolken. Wir kommen
abends in einem sehr kleinen Dorf namens Sin Ho an, und nachdem wir das erste
Hotel abchecken (wir haben dazugelernt!) ziehen wir schnell weiter, denn laut Lotti
sah es dort gruselig aus. Das zweite Hotel gleich nebenan ist wesentlich charmanter
und in wesentlich besserem Zustand. Wir laden ab und laufen noch ein wenig
durchs Dorf, das noch ziemlich lebhaft ist. Hier wird noch Gemüse verkauft,
dort aus einem LKW heraus ein wenig (Kleidungs-)Stoff und die Büffel werden
auch gerade zurück in den Stall getrieben. Wir laufen den Büffeln hinterher auf
die Felder und kommen an eine ans Dorf angeschlossene Siedlung. Und wir sind
mal wieder der Hingucker als wir durch diese hindurch laufen. Die Kinder kommen
angerannt, von allen Häusern schauen Augenpaare auf uns herab und ab und an
ruft es von irgendwo „Hello“. Wir drehen unsere Runde zu Ende und winken zum
Abschied noch einmal, bevor wir den Tag im Restaurant abschließen.
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| Bananas! |
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| In Teamarbeit wird das Reisfeld bepflanzt |
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| An jeder Ecke winken Postkartenmotive |
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| Wenn einem ein fester Shop nicht das bieten kann, was man braucht, dann vielleicht der Typ hinten im LKW |
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| Wir decken uns hier mit frischem Obst ein |
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| In der angeschlossenen Siedlung ruft es von überall "Hello" und es wird wie wild gewunken |
Tam Doung – 24.05.18
Als wir am zweiten
Abend in Tam Duong auf Nahrungssuche gehen und ein kleines Restaurant
aufsuchen, werden wir beim Verlassen charmant von drei Männern am Nebentisch
abgefangen und eingeladen, uns dazu zu setzen. Mir wird eingeschenkt und ich
fürchte schon, es ist Reiswein, aber es ist Tee! Dann unterhalten wir uns über
das Übliche, das man ohne Vietnamesisch-Kenntnisse auf unserer und ohne
Englisch-Kenntnisse auf deren Seite eben so bespricht: Wie alt wir sind, wo wir
herkommen und Fußball! Wir exerzieren ein paar Bayernspieler durch, während
immer mehr Männer an den Tisch kommen. Per Google translate finden wir heraus,
dass der nette Mann neben uns Lehrer ist, der an der hiesigen Schule
unterrichtet und dass sich heute die Lehrer hier versammelt haben, um den Sieg
von irgendetwas oder -jemandem im Süden zu feiern. Es gibt im Obergeschoss auch
Reiswein, das ist den Männern, die zu uns stoßen, anzumerken. Wir exerzieren
mit den neu hinzugestoßenen Männern noch einmal den Bayernkader durch, bevor
sie aufspringen und zum Karaoke weiterziehen, wozu wir ebenfalls eingeladen
werden. Doch so groß die Verlockung uns erscheint, nach unsern bisherigen
Erfahrungen mit Karaoke (also dem was wir so gehört haben...) und dem Füllstand
der meisten Lehrer haben wir ein wenig Bedenken ob wir uns das wirklich antun
wollen und lehnen höflich aber bestimmt ab. Dann setzen sie sich auf ihre
Roller und fahren zur Karaoke-Bar.
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| Es kann zu Nebel in den Hochlagen kommen |
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| Überall Reisterrassen |
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| Und so dichter Nebel, dass man nur noch 30m Sichtweite hat |
Tam Duong - Tan Thinh - Hanoi - 25.+26.05.18
Ca. 400km liegen
vor uns. Und unsere letzten beiden Tage mit Rudi...
Morgens beim Packen
kommt schon ein wenig Sentimentalität auf, denn es ist das letzte Mal, dass wir
unseren immer zuverlässigen Rudi bepacken. Auch auf der (landschaftlich eher
langweiligen) Fahrt wird mir ganz schwer ums Herz, denn jeder Kilometer bringt
uns dem Ende unseres Roadtrips entgegen. Noch einmal beobachte ich bewusst all
die Sachen, die wir auch in Hanoi nicht mehr sehen werden. Das ländliche
Vietnam und seine Bewohner. Die Feuer am Wegesrand, Kühe auf der Straße, kleine
Kinder und alte Omi‘s die an der Straße entlanglaufen oder einfach nur vor den
Shops sitzen... Und natürlich genieße ich ein letztes Mal mit Lotti und unserem
Gepäck hinter mir die Kurven mit Rudi. Während die Sonne wieder brennt und
Trucks und Busse hupend an uns vorbeiziehen, taucht aus dem Dunst vor uns
langsam Hanoi auf. Lotti hat sich eine ruhige Route herausgesucht, mit der wir
die Stadt umfahren und so ist es eine angenehme Fahrt, bis wir die letzten
Kilometer in der Stadt fahren, aber auch hier zum Glück nicht im
Feierabendverkehr. Die Rückgabe ist unspektakulär, wir müssen die zusätzlichen Gebühren
für den zweiten Monat und unseren Tankbag bezahlen, dann noch ein Blick auf
Rudi, der ganz unbewegt dasteht, mit dem Auspuff zu uns und wenn er könnte,
würde er sicherlich weinen…
Und dann ziehen wir zu Fuß weiter zum Hostel und jeder Schritt ist so schwer...
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| Wo trocknet man das Gras am besten? Natürlich mitten auf der Straße! |
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| Ich werde Rudi vermissen |
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| Und so geht unser Roadtrip zu Ende... |
Unser abschließender
Kilometerstand:
Start 13.789 km
Finish 19.148 km
Insgesamt: 5.359 km
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| Wir hatten viel Spaß, haben so viel gesehen, so viele nette Menschen kennengelernt und so viel Sitzfleisch entwickelt. Und sind immer noch genauso verrückt wie am Anfang! |
Das war er also, unser großer Roadtrip durch Vietnam auf
dem Motorrad. Und auch wenn es nicht immer gemütlich war, es war doch eine der
schönsten und eindrucksvollsten Erfahrungen bisher!
Und jetzt schauen wir, was Hanoi noch so zu bieten hat.
Ich wette, Egg-Coffee!
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