Roadtrip XIV - Sapa und das Ende des Roadtrips

Sapa - 22.05.18

Sapa ist wie schon Hoi An ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ziemlich schnuckelig, andererseits auch wieder stark touristisch und überall bieten Guides ihre Dienste und alte Frauen ihre Waren an. Aber auch schön, nach vielen kleinen Dörfern und Städten ohne westlichen Einfluss mal wieder ein paar schön aufgemachte Cafés und Restaurants zu haben. Und man muss es Sapa lassen, es liegt wunderschön an den Hängen und man hat einen wunderbaren Blick auf die umliegenden Berge und Vietnams und Indochinas höchsten Berg, den Fansipan (3143m). Dieser ist immer wieder von Nebelschwaden umgeben, genau wie die ganze Bergkette, der er angehört. Entsprechend dramatisch zeigt sich die aufragende Landschaft um uns.

Alleine die Straßen in Sapa entlang zu fahren macht schon Spaß, sind sie doch so steil und eng, dass Rudi immer wieder etwas meckert, aber uns doch problemlos hinaufbefördert. Den touristischen Einfluss sehen wir auf Rudi’s Rücken ganz deutlich: Ein großer Betonbunker von Hotel nach dem anderen, mancher schöner, mancher weniger schön, ragt an den Straßenrändern empor und diese Hotels nehmen ein Stück der Atmosphäre weg.

Wir gönnen uns zum Abendessen lokale Spezialitäten in einem nicht ganz so lokalen Restaurant. Aber der getrocknete Büffel (der mich an das Trockenfleisch in Südafrika erinnert) und das Pferdefleisch schmecken hervorragend (ja, Pferd, wie gesagt lokal). Von Hundefleisch lassen wir aber die Finger. Evtl. haben wir es unwissend schon einmal in irgendeinem kleinen Straßenlokal bereits gegessen, aber bewusst schreckt es uns doch ab. Bei einem Spaziergang haben wir bereits Hund am Spieß in Sapa gesehen. Auch wenn es im Grunde nichts anderes ist als ein Spanferkel gehen einem Hunde emotional doch etwas näher…

Auch Sapa geizt nicht mit schönen Aussichten

Getrocknetes Büffelfleisch. Schmeckt um einiges besser als es aussieht!

Das Pferdefleisch ist auch richtig lecker, wenn man sich darauf einlassen kann...

Gegrillter Hund ist nicht jedermanns Sache

Sapa Loop 

Sin Ho – 23.05.18

Nach einem nur kurzen Zwischenstop in Sapa schwingen wir uns wieder aufs Motorrad und fahren eine große 2-Tages-Runde westlich von Sapa. Die Landschaft führt uns weiter durch steile Hügel und tiefe Täler. Und Regen. Aber nach dem kurzen Regenintermezzo erwarten uns bereits wieder strahlender Sonnenschein und Wattebausch-Wolken. Wir kommen abends in einem sehr kleinen Dorf namens Sin Ho an, und nachdem wir das erste Hotel abchecken (wir haben dazugelernt!) ziehen wir schnell weiter, denn laut Lotti sah es dort gruselig aus. Das zweite Hotel gleich nebenan ist wesentlich charmanter und in wesentlich besserem Zustand. Wir laden ab und laufen noch ein wenig durchs Dorf, das noch ziemlich lebhaft ist. Hier wird noch Gemüse verkauft, dort aus einem LKW heraus ein wenig (Kleidungs-)Stoff und die Büffel werden auch gerade zurück in den Stall getrieben. Wir laufen den Büffeln hinterher auf die Felder und kommen an eine ans Dorf angeschlossene Siedlung. Und wir sind mal wieder der Hingucker als wir durch diese hindurch laufen. Die Kinder kommen angerannt, von allen Häusern schauen Augenpaare auf uns herab und ab und an ruft es von irgendwo „Hello“. Wir drehen unsere Runde zu Ende und winken zum Abschied noch einmal, bevor wir den Tag im Restaurant abschließen.

Bananas!

In Teamarbeit wird das Reisfeld bepflanzt

An jeder Ecke winken Postkartenmotive

Wenn einem ein fester Shop nicht das bieten kann, was man braucht, dann vielleicht der Typ hinten im LKW

Wir decken uns hier mit frischem Obst ein

In der angeschlossenen Siedlung ruft es von überall "Hello" und es wird wie wild gewunken

Tam Doung – 24.05.18

Als wir am zweiten Abend in Tam Duong auf Nahrungssuche gehen und ein kleines Restaurant aufsuchen, werden wir beim Verlassen charmant von drei Männern am Nebentisch abgefangen und eingeladen, uns dazu zu setzen. Mir wird eingeschenkt und ich fürchte schon, es ist Reiswein, aber es ist Tee! Dann unterhalten wir uns über das Übliche, das man ohne Vietnamesisch-Kenntnisse auf unserer und ohne Englisch-Kenntnisse auf deren Seite eben so bespricht: Wie alt wir sind, wo wir herkommen und Fußball! Wir exerzieren ein paar Bayernspieler durch, während immer mehr Männer an den Tisch kommen. Per Google translate finden wir heraus, dass der nette Mann neben uns Lehrer ist, der an der hiesigen Schule unterrichtet und dass sich heute die Lehrer hier versammelt haben, um den Sieg von irgendetwas oder -jemandem im Süden zu feiern. Es gibt im Obergeschoss auch Reiswein, das ist den Männern, die zu uns stoßen, anzumerken. Wir exerzieren mit den neu hinzugestoßenen Männern noch einmal den Bayernkader durch, bevor sie aufspringen und zum Karaoke weiterziehen, wozu wir ebenfalls eingeladen werden. Doch so groß die Verlockung uns erscheint, nach unsern bisherigen Erfahrungen mit Karaoke (also dem was wir so gehört haben...) und dem Füllstand der meisten Lehrer haben wir ein wenig Bedenken ob wir uns das wirklich antun wollen und lehnen höflich aber bestimmt ab. Dann setzen sie sich auf ihre Roller und fahren zur Karaoke-Bar.

Es kann zu Nebel in den Hochlagen kommen


Überall Reisterrassen

Und so dichter Nebel, dass man nur noch 30m Sichtweite hat



Tam Duong - Tan Thinh - Hanoi - 25.+26.05.18

Ca. 400km liegen vor uns. Und unsere letzten beiden Tage mit Rudi... 

Morgens beim Packen kommt schon ein wenig Sentimentalität auf, denn es ist das letzte Mal, dass wir unseren immer zuverlässigen Rudi bepacken. Auch auf der (landschaftlich eher langweiligen) Fahrt wird mir ganz schwer ums Herz, denn jeder Kilometer bringt uns dem Ende unseres Roadtrips entgegen. Noch einmal beobachte ich bewusst all die Sachen, die wir auch in Hanoi nicht mehr sehen werden. Das ländliche Vietnam und seine Bewohner. Die Feuer am Wegesrand, Kühe auf der Straße, kleine Kinder und alte Omi‘s die an der Straße entlanglaufen oder einfach nur vor den Shops sitzen... Und natürlich genieße ich ein letztes Mal mit Lotti und unserem Gepäck hinter mir die Kurven mit Rudi. Während die Sonne wieder brennt und Trucks und Busse hupend an uns vorbeiziehen, taucht aus dem Dunst vor uns langsam Hanoi auf. Lotti hat sich eine ruhige Route herausgesucht, mit der wir die Stadt umfahren und so ist es eine angenehme Fahrt, bis wir die letzten Kilometer in der Stadt fahren, aber auch hier zum Glück nicht im Feierabendverkehr. Die Rückgabe ist unspektakulär, wir müssen die zusätzlichen Gebühren für den zweiten Monat und unseren Tankbag bezahlen, dann noch ein Blick auf Rudi, der ganz unbewegt dasteht, mit dem Auspuff zu uns und wenn er könnte, würde er sicherlich weinen…
Und dann ziehen wir zu Fuß weiter zum Hostel und jeder Schritt ist so schwer... 


Wo trocknet man das Gras am besten? Natürlich mitten auf der Straße!



Ich werde Rudi vermissen

Und so geht unser Roadtrip zu Ende...

Unser abschließender Kilometerstand:
Start 13.789 km
Finish 19.148 km
Insgesamt: 5.359 km

Wir hatten viel Spaß, haben so viel gesehen, so viele nette Menschen kennengelernt und so viel Sitzfleisch entwickelt. Und sind immer noch genauso verrückt wie am Anfang!

Das war er also, unser großer Roadtrip durch Vietnam auf dem Motorrad. Und auch wenn es nicht immer gemütlich war, es war doch eine der schönsten und eindrucksvollsten Erfahrungen bisher!


Und jetzt schauen wir, was Hanoi noch so zu bieten hat. Ich wette, Egg-Coffee!

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