Roadtrip X - Ninh Binh - Bootstour mit Ninja und erkämpfter Ausblick

Ninh Binh
07.05.18

Wir sitzen und schwitzen. Erst beim Frühstück, dann beim Boot fahren und dann beim Mittagessen in unserer Unterkunft "Ham Rong Homestay". Es hat 35°C bei 56% Luftfeuchtigkeit und fühlt sich laut Internet nach 41°C an, nach eigenem Empfinden aber noch höher. Es läuft, überall, vom Nichtstun... Hier in Ninh Binh (gesprochen Ning Bing). Bekannt ist die Gegend für (wieder einmal) hoch aufragende Karstfelsen und ein schönes Grottensystem, das man mit dem Boot erkunden kann.

Dementsprechend zu unserer Bootsfahrt: Wir starten gemütlich mit einem anderen Pärchen zu viert im Boot, während hinter uns ein Ninja die Paddel bewegt. Der Ninja ist eine alte Dame, die zum Schutz vor der Sonne komplett eingehüllt ist, sodass unter dem typischen spitzen Hut nur ein Paar Augen herausschaut. Kein Motor, keine Technik ist verbaut, rein mit Muskelkraft paddelt uns die Lady durch das Fluss-, Grotten- und Höhlensystem Trang An und durch eine atemberaubende Karstlandschaft. Um uns ragen die Felsen in die Höhe, während man zwischen ihnen im Dunst die weiter entfernt Liegenden sieht. Nach ein paar hundert Metern steuern wir auf ein kleines Loch im Fels zu, die erste von 9 Grotten und Höhlen auf der Fahrt. Vielleicht hatte die Lady neben Schwimmwesten noch Helme austeilen sollen, denn die Decke ist niedrig. Immer wieder ducken wir uns kichernd unter den Felsen und Stalaktiten weg, die bis auf Schulterhöhe herabragen. Manchmal kommt die abfallende Decke so nahe, dass man sich automatisch nach innen neigt, was von hinten mit einem süffisanten "no lean, no lean!" kommentiert wird, da es das Boot aus dem Gleichgewicht bringt. Bei der Ausfahrt aus der Höhle bietet sich ein fantastischer Blick, als die nächsten Felsen hoch neben einem aufragen. Zwischen den Grotten und kleinen Flussabschnitten finden sich immer wieder kleine Tempel und Schreine, die in die Felsen gebaut worden sind. In einer der Grotten sehen wir viele kleine und große Töpfe, die ein schönes Bild abgeben, aber uns erst einmal ein Stirnrunzeln abringen. Unsere Dame klärt auf: in den Töpfen lagert Reiswein! Ahh! Dann steuern wir Land an, genauer gesagt einen der Tempel.
Einziger Wermutstropfen heute ist die unglaubliche Hitze, die jede Steinstufe zu den Tempeln höher erscheinen lässt, als sie eigentlich ist. Und auch die Fahrtabschnitte auf dem Fluss macht die brennende Sonne anstrengend, sodass die Rettungsweste irgendwann zum Sonnenschutz umfunktioniert wird. Unser Ninja grinst nur feist und genießt den Schatten unter ihrem Sonnenschirm (den sie vor den niedrigen Grotten herausnehmen muss). Gegen Hälfte der Tour überholt uns langsam ein anderes Boot und die beiden Ninja-Damen unterhalten sich kurz. Dann ruft uns die andere Bootsfrau auf Englisch zu "Help me, help me!". Dir helfen? Wobei denn? Aber dann merken wir, dass sie für unsere Dame übersetzt und sehen die Paddel neben uns und die helfenden Hände im anderen Boot. Jetzt macht es klick: Wir sollen zum Paddel greifen und ihr ein wenig unter die Arme! Etwas peinlich berührt, dass wir noch nicht früher auf diese Idee gekommen sind, unterstützen wir die Gute. 

Und da Nichtstun schon anstrengend ist, ist paddeln nicht unbedingt schweißsparend. Wir genießen die restliche Fahrt so gut es geht neben dem Paddeln und schon sind wir wieder zurück am Eingang. Erstmal in die große Halle setzen, in der ein paar PR-Filmchen gezeigt werden, und die über viele Ventilatoren verfügt.

Unsere ziemlich noble Hütte aus Bambus, wir bewohnen das Zimmer unten links

Unser Ninja mit Schirm und Paddel

So ähnlich dürften wir bei der Rückfahrt auch ausgesehen haben

Eine umwerfende Landschaft erwartet uns auf der Bootsfahrt

Überall sind Tempelanlagen zu finden

Und durch die Grotten und Höhlen zu fahren macht besonders viel Spaß

An einem der Tempel wird die Stimmung musikalisch untermalt. Ich durfte mich auch an diesem traditionellen Instrument, der dan bau versuchen. Gar nicht so leicht, denn man muss die Obertöne spielen, bzw. anzupfen.

Im und am Fels finden sich immer wieder Tempel und Schreine

Mitunter wird ganz schön geklotzt

Es ist unglaublich malerisch durch die Karstlandschaft zu treiben, wäre es nur nicht so heiß...

Dann führt uns unser Weg zur Bich Dong Pagode, eine kleine, süße Tempelanlage, die in den Fels hinein gebaut ist. Über Steinstufen gelangt man zu den verschiedenen Ebenen, die den Tempel, eine kleine Höhle mit einer gar nicht mal so kleinen Glocke, einen Schrein und schließlich auf der obersten Ebene einen weiteren kleinen Tempel beherbergen. Es bietet sich eine schöne Aussicht und der Weg durch die verschiedenen Ebenen ist fast schon meditativ. Dann schauen wir nach oben und sehen düstere Vorboten des Regens und machen uns lieber schnell vom Acker. Auf dem Weg nach draußen sehen wir dann eine ganze Schlange an Touristen, die sich über die kleine Brücke am Eingang drängen. Gutes Timing…

Der Eingang zur Bich Dong Pagode

Hier der Tempel, der nach hinten in den Fels ragt und hinter dem ein Weg im Fels hinauf zu weiteren Ebenen führt

Lotti schnuppert mal rein

Ein kleiner Schrein vor dem Aufstieg zur letzten Ebene

Wir warten den Regen ab und gehen abends noch auf den auf einem in der Nähe der Unterkunft gelegenen Aussichtspunkt. Läppische 500 Stufen führen den Berg hinauf. Vorher muss man jedoch starken Willen und Zielstrebigkeit beweisen, denn die Parkplatz-Mafia ist hier stark vertreten. Während man auf den kostenfreien Parkplatz am Ende der Straße zufährt, springen immer ein paar Gestalten auf die Straße, mehr oder weniger vor das Motorrad, und bedeuten einem anzuhalten. Schließlich wäre hier der Parkplatz. Wir wissen glücklicherweise, dass der Parkplatz am Ende und kostenfrei ist, denn so energisch wie diese „Parkwächter“ versuchen einen zu stoppen, hätte es ohne dieses Wissen wahrscheinlich funktioniert. So fahre ich zielstrebig weiter und einen der ganz Mutigen, der in der Mitte der Straße steht, fast um, während ich ihn leicht entnervt anschreie, von der Straße zu gehen… Das kostet wirklich Nerven…

Dann wartet ein steiler, langer Anstieg auf uns. Oben warten dann einige andere Touristen und ein Drache aus Beton, der sich den Grat entlang schlängelt. Und eine überragende Aussicht, die das ganze Theater mehr als wett machen. Die Sonne verschwindet langsam in den Wolken und taucht die Landschaft in Schatten. Und am Horizont sehen wir es blitzen, es ist wieder ein Gewitter im Anzug!

Hoch und steil hinauf geht es zum Aussichtspunkt

Oben angekommen suchen wir uns ein schönes Plätzchen, um den Sonnenuntergang zu bewundern

Der Betondrache schlängelt sich über den Felsgrat

Der Sonnenuntergang ist spektakulär...

...und sehr farbenfroh

Als wir abends im Bett liegen, beginnt es dann. Die Welt geht unter, es stürmt, donnert und blitzt in einem durch. Die Blitze sind hinter den Wolken versteckt, erhellen aber immer wieder die Wolkendecke und die Landschaft. Ich stehe an der Tür und bin fasziniert, während Lotti im Bett liegt und bereits geschlafen hat, nun aber hellwach ist. Nach ein paar Minuten muss ich jedoch weichen, der Regen peitscht so stark, dass es ihn ins Zimmer weht.
Ich weiß nicht warum, aber Gewitter beruhigen mich ungemein, so folgt denn auch ein guter Schlaf, während draußen weiter die Welt untergeht.

Nun geht es per Fähre weiter nach Cat Ba, eine größere Insel zwischen der Halong- und der Han Lang Bucht. Einer der Höhepunkte der Vietnamreise wartet auf uns!


Wir verlassen Ninh Binh in Richtung der Insel Cat Ba. Diesen Mann sehen wir auf dem Weg zum Fährteminal. Er sammelt bei Ebbe Glas ein, während er seinen Schlitten vor sich herschiebt. Es bietet sich ein einsames Bild und man wird sich wieder einmal bewusst, was andere Menschen tagtäglich tun, um zu überleben...

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