DWS - Deep Water Soloing mit Asia Outdoors

Lan Ha Bucht & Halong Bucht - 14.05.18 

Tu es, trau dich. Schau auf den Horizont, genieß noch einmal kurz den fantastischen Blick auf die Bucht die heute aussieht, wie gemalt. Blauer Himmel, große, fluffige Wolken, die grün bewachsenen Felsen von der Sonne beschienen und über die Bucht verteilt, während nur ein leichter Dunst die entfernten Inselchen bläulicher färbt. Ah, schön. Ich könnte lange hier stehen bleiben und die Aussicht genießen, war schließlich auch ein steiler Weg hierher. Aber sie schauen alle ganz gespannt und ich bin schließlich der erste hier. Hier ist in ca. 12m Höhe auf einem kleinen Felsbalkon auf einem der Felsen in der Lan Ha Bucht. Sie, das sind die anderen auf dem Boot, das unten wartet. Und sie warten darauf, dass ich springe. Und das, nachdem ich mir mühsam den Weg nach oben erkämpft habe und zwölf Meter am Felsen hinauf geklettert bin, ohne Sicherung, ohne irgendwelche Hilfsmittel, außer den Kletterschuhen an meinen Füßen.

Deep Water Soloing nennt sich diese Unterart des Kletterns und hier in der Lan Ha und der Halong Bucht ist ein wunderbarer Ort, um diesem Sport nachzugehen. Ich biete mich mit meiner Motivation auch gleich als erster Kletterer an. 

Mit diesem sehr entspannten Kapitän fahren wir zu unserem eigentlichen Boot

Schuhe an...

...Magnesia an die Hände und es kann losgehen

Unser Guide Laura fährt mit uns bis an den Fels, sichert noch etwas und dann ist man auf sich alleine gestellt. Ein seltsames Gefühl, wenn das Boot unter einem wegfährt.

Dann gibt es nur noch den Weg nach oben

Alles fängt ganz harmlos an, das Boot fährt nah an den Fels, bzw. etwas darunter (der Fels ist unten durch das Wasser ziemlich unterspült) und man hängt sich an den Startpunkt. Der Guide sichert einen noch etwas, während das Boot zurücksetzt. Während man dort hängt, nach unten schaut, das Boot langsam unter einem verschwindet und man nur noch das Wasser sieht, wird einem bewusst, dass man ab jetzt nicht mehr fallen will. Dann heißt es Konzentration und Griff für Griff und Tritt um Tritt nach oben arbeiten. Der Fels ist griffig und man kommt schnell voran. Ein kurzer Blick nach unten verrät einem, dass man jetzt auf keinen Fall einfach abrutschen will, um dann unkontrolliert aus 6-7m und Wasser zu fallen. Also konzentrieren und weiter in Richtung kleinem Felsplateau, das das Ende der Route markiert. Dort angekommen, kommen wir wieder zu meiner Ausgangssituation von weiter oben. Man steht da und ist an schlimmsten Punkt angekommen, man muss sich überreden, jetzt zu springen, denn daran führt kein Weg vorbei. Tief Luft holen, einen Schritt nach vorne und schon kribbelt es überall, während man gen Wasser fliegt. Die Abkühlung tut gut und bis auf die Nasenspülung beim Eintauchen ist alles super. Dann kommen die anderen und nach und nach kommt jeder in die Situation, von oben hinab zu müssen und jeder findet den Sprung nach getaner Route am schlimmsten. Aber trotzdem macht es Spaß. Bei der dritten Route (6b) komme ich an meine Grenzen und rutsche zweimal fast ab, aber ich kämpfe mich hoch und es fühlt sich gut an, die Grenzen ausgelotet zu haben (was sich immer toll anhört, wenn man es geschafft hat…). Diesmal ist der Sprung noch höher, 15m geht es hinab. Höher brauche ich dann auch nicht, aber höher kommen wir auch nicht mehr. Dann ist eh erstmal Pause, denn der Schiffsmotor macht schlapp und unser Käptn benötigt eine halbe Stunde mindestens, um die gute Lady wieder ans Laufen zu bringen. Dann können wir wieder angreifen. Ein schöner Spalt mit viel Überhang bringt mich dann an meine Grenzen, denn ich komme über die Anfangsposition nicht wirklich hinaus und plumse wie ein Sack Kartoffeln ins Wasser.

Der Fels ist meistens schön griffig, sodass man mehr als genug Zeit zum Überlegen hat, was man mit seinen Händen und Füßen als nächstes macht

Immer schön nah der Wand bleiben und schön nach oben schauen

Der schlimmste Moment... 

Augen zu, Schritt nach vorne und möglichst gerade runtersegeln

Unser Käptn bringt das Boot wieder zum Laufen

Hier weiß ich einfach nicht weiter, also...

...bleibt nur der kontrollierte Abflug

Kommt auch mal vor, zurück ans Boot schwimmen...

...und verschnaufen!

Aber wir fahren noch zu einer anderen Stelle, die ein versöhnliches Ende bringt (ein langer horizontaler Spalt, der an sich schön zu beklettern ist und eine einfachere Route zum Abschluss (5b)), bevor uns das große Boot abholt und wieder auf festen Boden bringt. Die unfreiwilligen Nasenspülungen und das damit verbundene unkontrollierte Auslaufen von Salzwasser aus meiner Nase hören auch auf und am Office ist alles auf normalem Level. Nur ein paar kleinere Wunden an den Fingern bleiben, aber schließlich zeigt einem das ja nur, wie unglaublich hart man ist! Arrrgh [sollte sich in eurem Kopf so anhören, wie wenn ein muskelbepackter Berserker alles anspannt und ein martialisch tiefes Gröhlen von sich gibt. Auf keinen Fall sollte es klingen wie ein Pirat!]!

Wir finden einen würdigen Abschluss auf der wunderschönen Dachterrasse eines Restaurants, ultragemütlich und mit Livemusik. Was will man mehr? 



Er tut es nicht oft, aber wenn er lächelt, steht es ihm ausgezeichnet

Am Riss entlang klettern, ein guter Ausklang für den Tag

PS: Vielleicht war die Nasenspülung doch nicht ganz so gesund oder ich habe mich zu arg verausgabt, aber heute, an Tag danach, liege ich komplett tot und mit Fieber im Bett. Gut, dass wir noch einen Tag frei haben, bevor wir weiterziehen…

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